Tonkuhlenwäldchen – Pressemitteilung der Bürgerinitiative Lebenswerte Südstadt Lemgo

Pressemitteilung der Bürgerinitiative Lebenswerte Lemgoer Südstadt

Zum erwarteten Beschluss des Stadtentwicklungs-Ausschusses der Alten Hansestadt Lemgo am 1.6.2021 zum Ausbau von Wegen im Biotop Tonkuhlenwäldchen in Campusnähe hat die Bürgerinitiative Lebenswerte Südstadt Lemgo folgende Pressemitteilung verfasst und uns zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

Die BI LSL fühlt sich derzeit von den vielen positiven Gesprächen mit weiteren Südstadtbewohnern ermutigt, weiter die Stimme gegen die Zerstörung des wertvollen Biotops zu erheben, das sich in 50 Jahren in den ehemaligen Krügerschen Tonkuhlen direkt westlich des Innovation Campus Lemgo unter Ansiedeln bedrohter Tierarten entwickelt hat. Eine erste massive Zerstörung des kleinen Areals erfolgte bereits durch Bau eines das Biotop zerschneidenden Dammes, angeblich für Regenwasserrückhaltezwecke, und soll nun durch den zu beschließenden Ausbau von bisherigen schmalen Pfaden zu bis zu 3m breiten Straßen und Spazierwegen, z. T. gepflastert, weitergehen. Das kleine Restbiotop, zu dem faktisch die nebenliegenden Teiche mit seinen jagenden Eisvögeln gehören, würde von unnötigem Verkehr, den der Innovation Campus Lemgo e.V. (ICL e.V.) und insbesondere die Stadtverwaltung Lemgo wünscht, und der bereits jetzt schon zunimmt, erheblich gestört und letztendlich entwertet. Hier verweist die BI LSL auf die entsprechenden Stellungnahmen des BUND Lemgo. Die im Rat erfolgte Ablehnung eines Weges auf Stelzen mittendurch war lediglich eine Beruhigungspille, um die weiteren Pläne ungestört durchführen zu können.

Dabei geht es gar nicht um den Innovation Campus an sich, der sich östlich des Biotops positiv entfalten kann und soll.

Viele kritische Leserbriefe sind in der Lippischen Landeszeitung zu dem Thema erschienen. Das inhaltliche Resümee dieser Leserbriefe ist, dass die Akteure des Innovation Campus für die unnötige Zerstörung dieses wertvollen Rückzugsgebietes von bedrohten Fledermausarten, Haselmaus und Kammmolch (lt. Artenschutzbeitrag eines Herforders Landschaftsarchitektenbüros) nur noch drei Gründe haben, nachdem das zuvor entscheidende Argument einer kurzen Verbindung des Campus zur Lemgoer Innenstadt aufgrund der Länge widerlegt wurde!

  1. Eine der Wege entstehe ohnehin auf dem „Rückhaltedamm“ und sei fast fertig. Allerdings hat dieser bis auf die Aufnahme des Weges keine Funktion, denn das tiefliegende Tonkuhlengelände hat in seiner Gesamtheit schon immer Wasser aufgenommen, also eine effektive Rückhaltung. Zudem liegen Ein- und Auslauf direkt nebeneinander, so dass das nun verkleinerte „Rückhaltebecken“ keine langandauernde Wasserversickerung ermöglicht, was immer wesentliches Ziel ist. Der Zugang auf den Damm erfolgt über Privatgelände und dürfte durch die Eigentümer gesperrt werden können. Der unsinnige Damm hat den Erdaushub des Innovation Spin aufgenommen, Transportkosten eingespart und müsse nun gepflegt werden, weshalb ein Wegeausbau erforderlich würde, so die Argumentation der Stadtbauverwaltung. Fehlplanung als Rechtfertigung der Wege – dies ist den Bürgern nicht zu vermitteln.
  2. Eine merkwürdige Argumentation ist, dass der Bürger vor vier Jahren während der Entwicklung des (rechtlich nicht bindenden) „Masterplans für den Innovation Campus Lemgo“ hätte Kritik äußern können. Jetzt habe man „Fördergelder“ in Aussicht, die nun unbedingt ausgegeben werden müssten. Dabei hat man erst vor ca. zwei Jahren durch den erwähnten Artenschutzbeitrag den ökologischen Wert der ehemaligen Tonkühlen offiziell entdeckt.
    Die Meinung der BI LSL ist, die Fördergelder gehören umgelenkt oder nicht in Anspruch genommen, was speziell den Eigenanteil der Stadt von deutlich über 300.000 € spart und generell weitere Steuergelder im Rahmen der (öffentlichen) Förderung. Die BI LSL bemängelt, dass insbesondere die Stadt nicht bereit zum Umplanen ist, sondern sie schafft im Verein mit Vertretern des ICL e.V. und ihrem sturen Festhalten neben einer unnötigen Naturzerstörung Unfrieden im Südstadt-Quartier und will offenbar ihre Macht demonstrieren. Schade, wo die Stadt Lemgo gerade in das Bündnis für Artenvielfalt beigetreten ist.
    Die BI LSL befürchtet eine einseitige Information der Ratsfrauen und -herren, alles Ehrenamtler, durch die professionell aufgestellte Bauverwaltung und deren Auftragnehmer, wo doch unsere Vertreterinnen und Vertreter auf objektive Information angewiesen sind. Festhalten an dem Einstreichen und Ausgeben von Fördergeldern kann kein Argument sein. Geht es also nur um Machtdemonstration, also ein Durchsetzen der Stadtbauverwaltung um des Prinzipes willen?
  3. Das dritte Argument ist, die Wege im Biotop würden die Attraktivität des ICL erhöhen. Die BI LSL befürchtet im Gegenteil, dass sich junge und ökologisch eingestellte Menschen mit Grausen abwenden!
    Ein Institut hätte, so kam zu Ohren, einen der Tennisplätze des Vereins Blau-Weiß langfristig gemietet und so habe der Tennisclub seine Meinung geändert, jetzt dürfte ein Fußweg sogar über das Vereinsgelände geführt werden. Was viele nicht wissen, der neue Clubvorsitzende ist mit seinem Unternehmen im CIIT vertreten, scheint aber mit seiner einsamen Entscheidung in Blau-Weiß Lemgo einen Aufruhr ausgelöst zu haben. Das im ICL e.V. vertretende Institut wünsche sich für seine Mitarbeiter einen kurzen Weg zum Sport und Flanierwege im Grünen. Das Ganze mündet in eine Stellungnahme des ICL e.V. mit vielen Unterschriften von Institutionen und Firmen, die offenbar im Biotop eine „hohe Aufenthaltsqualität für eine spontane Vernetzung, Erholung und Bewegung“ für am ICL arbeitende Menschen einfordern. Auch der Tennisclubvorsitzende ist dabei.
    Glauben die Initiatoren wirklich, dass die Studierenden der TH OWL, Lehrer und Schüler der verschiedenen Schulen im Berufsschulzentrum weit entfernt das Biotop brauchen und zerstören wollen? Die Unterschriften beeindrucken nicht. Zu viele Unterschriften von Funktionsträgern, die eine Unterschrift kaum versagen können oder/und größtenteils hier nicht wohnen.

Die BI LSL sieht also nur Scheinargumente für den Ausbau der bisherigen Pfade zu gepflasterten, bis zu 3m breiten und dann befahrbaren Wegen. Wir fordern, den Ausbau der Wege zu unterlassen, also das Biotop in Ruhe zu lassen. Der Campus Lemgo braucht die Wege nicht! „Hohe Aufenthaltsqualität für eine spontane Vernetzung, Erholung und Bewegung“ kann auch auf dem eigentlichen Campus geschaffen werden z. B. durch nette Plätze, begrünte Dächer, Fassaden und mehr.

LSL Lebenswerte Südstadt Lemgo
Sprecher Tom Dabelstein


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