Die Grünen Lemgo haben am vergangenen Donnerstag in einer Videokonferenz zusammen mit Interessierten aus dem gesamten Kreisgebiet Informationen für eine Solarinitiative ausgetauscht. Aus den Ausführungen von Gastreferent Dipl.-Ing. Andreas Stemberg ergaben sich einige Ansatzpunkte für Kommunalpolitik, Hauseigentümer:innen und Mieter:innen.
Zur Beschleunigung des Photovoltaik-Ausbaus wäre eine umfangreiche Überarbeitung des Gesetzes für den Ausbau der Erneuerbaren Energien (EEG) notwendig. Dieses Gesetz war in seiner ursprünglichen Form von 2000 noch fünf Seiten groß, mittlerweile ist es auf weit über 100 Seiten angewachsen. Und damit ist es selbst für Fachleute schwer zu durchschauen.
Die dieses Jahr in Kraft getretene Novellierung ermöglicht Installationen von fast 30 kWp in Eigenverbrauch, ohne dass EEG-Umlage abgeführt werden muss. Das ist schon ein Vorteil gegenüber 2020, als die Grenze noch bei 10 kWp lag.
Klar wurde aus den Ausführungen jedoch, dass die bürokratischen Hürden noch weiter aus dem Weg geräumt werden müssen.
Hier sahen alle teilnehmenden Kommunalpolitiker:innen einen ersten Ansatzpunkt. Sie wollen darauf hinwirken, dass über Unterstützung bei der Bürokratie (z. B. Anmeldung beim Marktstammdatenregister) durch städtische Beratungsstellen und Stadtwerke besser informiert wird, um einen besseren Anreiz zur Installation bei Privatleuten zu erreichen.
Die Lemgoer Politik hatte erst kürzlich entschieden, dass die Alte Hansestadt am Wattbewerb teilnehmen wird, bei dem sich die teilnehmenden Kommunen im Zubau von Photovoltaik-Leistung messen. Dazu erläuterte Ralf Kersting, Mitorganisator der Videokonferenz:
Beim wattbewerb.de zählt nicht nur die PV-Leistung, die von der Stadt selbst installiert wird. Die Solarstrom-Leistung aller Akteure in der Stadt Lemgo wird gewertet: Privathäuser, Miet- und Betriebsgebäude und auch Freiflächenanlagen – je mehr neu ans Netz geht, desto besser. Photovoltaik lohnt sich für alle. Wie schnell man das Geld für die Anlage wieder drin hat, kann man mit Solarrechnern im Internet leicht ermitteln.
Ralf Kersting, Grünen-Ratsmitglied und Mitglied des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz
Spannend war, was Andreas Stemberg zur technischen Seite berichtete. Die Effizienz von Solarstrom-Modulen konnte in den vergangenen Jahren immens gesteigert werden. So sind heutzutage nicht mehr nur Installationen in Südausrichtung auf Dächern wirtschaftlich, sondern gerade auch verteilt in Süd-, Ost- und Westrichtung. Dadurch wird der Strom gerade dann erzeugt, wenn er gebraucht wird – auch früh morgens und abends. Auf die Tragfähigkeit von Dächern ist man heute nicht mehr angewiesen, denn auch Wandinstallationen erreichen bis zu 70 % der Leistung und können damit wirtschaftlich betrieben werden. Stromspeicher steigern dabei die Nutzung des erzeugten Stroms für eigene Zwecke, weil der Verbrauch zeitlich versetzt erfolgen kann.
Für Mieterwohnungen bieten inzwischen leicht montierbare Balkonkraftwerke Möglichkeiten. Sie müssen nur mit Klemmschrauben an der Brüstung befestigt werden und können dann über eine normale Steckdose einspeisen. Hier gilt für die Politik: Einfluss nehmen, um die Anmeldung bei Stadtwerken zu vereinfachen.
Dr. Katharina Kleine Vennekate, die die Videositzung initiiert hatte, resümierte:
Auch wenn wir Kommunalpolitiker:innen an den gesetzlichen Vorgaben nicht direkt etwas ändern können: Wir werden Druck machen, dass an und auf möglichst vielen städtischen Immobilien Sonnenlicht in sauberen Strom umgewandelt wird. Das ist günstig, leicht und schnell zu machen. Und die technischen Möglichkeiten sind viel besser als noch vor zehn Jahren.
Dr. Katharina Kleine Vennekate, stellvertretende Vorsitzende der Lemgoer Grünen-Fraktion