Sehr geehrte Frau Menking,
sehr geehrter Herr Nau,
ich danke Ihnen sehr für Ihr Schreiben vom 17.03.2009. Wir Grünen können sehr gut nachvollziehen, dass Sie sich im Interesse der Kinder für die Zukunft der Gemeinschaftsgrundschule Ostschule – Brake einsetzen. Es ist wichtig, dass Sie sich ausreichend informiert fühlen, wenn Sie in den zuständigen Gremien Stellung nehmen werden. Daher nehme ich gern zu Ihren Fragen Stellung. Ich möchte dabei vorausschicken, dass ich Sie gern auch zu einem persönlichen Gespräch einladen würde, zumal wir in diesen Wochen auf die aktuelle Schulentwicklungsplanung warten.
Wie Sie richtig bemerken, sind die alten Pavillion-Gebäude der derzeitigen Grundschule Brake mit Schadstoffen belastet. Dieses ist in verschiedenen Gutachten festgestellt worden. Durch die sehr berechtigten Proteste der LehrerInnen und Eltern vor sechs Jahren ist die Politik zum Handeln gezwungen worden. Das war gut so und ist im Interesse für die Gesundheit der Kinder und der Lehrenden auch heute noch richtig und wichtig. Die zur Minderung der Schadstoffbelastungen ergriffenen baulichen und organisatorischen Maßnahmen waren für einen Übergangszeitraum verantwortbar, als Dauerzustand sind sie jedoch nicht zumutbar, zumal nach damaliger Auskunft der Verwaltung die baulichen Maßnahmen nach mehreren Jahren ihre Wirksamkeit verlieren.
Für uns als Grüne war und ist es oberstes Gebot, für Schülerinnen und
Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern einen Ort des Lernens zu schaffen, der frei von Schadstoffen ist. Ohne die Schadstoffbelastung und die insgesamt rückläufigen Schülerzahlen hätte der Unterricht im bisherigen Umfang weitergeführt werden können. Um den Schulbetrieb in Brake dennoch langfristig sicherzustellen, sind in den letzten Jahren das alte Rathaus in Brake und ein Pavillon saniert worden. Diese Kapazitäten reichen aber nur für einen einzügigen Betrieb aus. Da an der Ostschule gleichzeitig Kapazitäten für eine dreizügige Schule bestehen, kommt die
Gemeinschaftsgrundschule Ostschule-Brake insgesamt auf die auch von Ihnen geforderte Vierzügigkeit. Dabei besteht die Möglichkeit, die Verteilung der Jahrgänge auf die beiden Teilstandorte flexibel zu handhaben (z.B. erstes Schuljahr 2/2, drittes Schuljahr 1/3) – diese Verteilung regeln die Schulkonferenzen selbst.
Die Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr 2009/10 (GS Ost = 34 Sch., GS Brake = 44 Schüler) liegen für die Verbundschule GS Ost/Brake bei 78 Schülern und Schülerinnen, mithin bei einer Dreizügigkeit für den kommenden Einschulungsjahrgang. Die Anmeldezahlen liegen in beiden Teilstandorten jeweils um 15 Schüler unter den Prognosezahlen des 2006 für die Grundschulen fortgeschriebenen Schulentwicklungsplanes. Grundlage ist der Schulentwicklungsplan aus dem Herbst 2006 und die zu erwartende Entwicklung der Schülerzahlen in Lemgo.
Nach den aktuellen Zahlen des demografischen Berichtes wird Lemgo bis zum Jahre 2020 gut 18% weniger Schülerinnen und Schüler haben. An diesen veränderten Bedarf muss sich die langfristige Planung der Schulbauten anpassen; alles andere wäre unseriös. Wir sehen uns als Ratsfraktion verpflichtet, für die gesamte Stadt Konzepte zu entwerfen, die dem Schulstandort Lemgo und den Interessen aller Beteiligten gerecht werden. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass die derzeitige
Landesregierung auf Wunsch der FDP die Schuleinzugsbezirke abgeschafft hat. Diese Gesetzeslage hat zur Folge, dass der Schulträger die Zügigkeiten der einzelnen Schulen innerhalb des Stadtgebietes festlegt.
Selbstverständlich wünschen auch wir Grünen kleinere Lerngruppen und mehr Räume. Allerdings lässt die Schulpolitik der Landesregierung hier keinen Spielraum. Die zugewiesenen Lehrerstellen sprechen eine deutliche Sprache. Wir Grünen in Nordrhein-Westfalen fordern mit unserem Parteitagsbeschluss vom 21.3. ausdrücklich, den Kommunen mehr Rechte bei der Lehrereinstellung und der regionalen Bildungsplanung zuzugestehen (siehe Anlage).
Auf der anderen Seite ist für die Raumsituation am Schulstandort Brake ein
weiterer Aspekt zu berücksichtigen. Mittelfristig sind wir überzeugt, dass
die Hauptschulen keinen Bestand haben werden; für Bündnis 90/Die Grünen ist es sogar wünschenswert, SchülerInnen über die 4.Klasse hinaus gemeinsam zu unterrichten. Für Lemgo bedeutet dieses unter den derzeitig prognostizierten SchülerInnenzahlen, dass die Beschulung der Sek I SchülerInnen der heutigen Hauptschulen in Lemgo am Schulzentrum Heldmanskamp stattfindet. Ob sich hierdurch eine veränderte Raumsituation für den Grundschulverbund in Brake abzeichnet, wird die Schulentwicklungsplanung zeigen. Eines scheint jedoch sicher: Brake wird auch aufgrund der neuen Turnhalle immer Schulstandort bleiben.
Sie sprechen ferner mögliche Verkehrsprobleme an der Ostschule an. Hier sind Verwaltung und Politik in der Tat aufgerufen, Vorkehrungen zu treffen, sollten die Planungen diese Befürchtungen wahrscheinlich machen. Wir denken hier z.B. an den erfolgreichen Walking Bus oder Car-Sharing.
Derzeit wird der Schulentwicklungsplan überarbeitet. Wir erwarten die neuen Zahlen in wenigen Wochen und werden dann zu den erwähnten Punkten über gesichertere Daten verfügen.
Ich möchte Sie daher auf ein Gespräch nach Vorlage des Schulentwicklungsplanes in unsere Fraktion einladen. Wir würden uns freuen, mit Ihnen über Fragen und Anliegen zu diskutieren. In der Regel ist die direkte Kommunikation zielführender als eine rein schriftliche
Auseinandersetzung.
Abschließend möchte ich betonen, dass wir Lemgoer Grünen unseren Beschluss im Jahre 2003/04 nach langer Abwägung und aus der Oppositionsrolle heraus getroffen haben. Wir haben uns aus unserer Verpflichtung allen Lemgoer SchülerInnen gegenüber entschieden, den Grundschulverbund für die Ostschule und Brake zu beantragen. Dies taten wir aus der Überzeugung heraus, die Augen nicht vor der demographischen Entwicklung Lemgos verschließen zu können. Diese Entwicklungen betreffen auch die Grundschulen Lieme und Hörstmar, die ebenfalls ab 2010/11 als eine Verbundschule geführt werden.
Nach wie vor halten wir die getroffene Entscheidung unter den gegebenen
Bedingungen für langfristig angemessen. Es erschiene mir unseriös, nur
angesichts einer anstehenden Kommunalwahl falsche Versprechungen zu machen, die nicht zu halten sind.
Für Ihre Rückfragen stehe ich selbstverständlich jederzeit gern zur Verfügung.
Mit freundlichem Gruß
Elke Kuhlmann
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