Für eine Anerkennungskultur – Großes Interesse an Flüchtlingsdiskussion

Plakat zur Anerkennungskultur: Refugees Welcome

Das Jugendzentrum war voll bis auf den Gang: Rund 100 Menschen nahmen letzten Mittwoch am Podiumsgespräch zur Integration von Flüchtlingen in Lemgo und Lippe teil. Moderiert von der grünen Bezirksvorsitzenden Ute Koczy, informierten Thomas Frank von der Flüchtlingshilfe Lemgo und Armin Schauf vom Kommunalen Integrationszentrum Lippe über die anstehenden Aufgaben.

Eingeladen hatten die Lemgoer Grünen zusammen mit SPD, Linken und Piraten, die damit ein erstes Forum für den Dialog zur Integration schaffen wollten.

 Der aus Tadschikistan eingewanderte Mirkamol Mirsaidov berichtete über seinen Werdegang in Deutschland. Nach seiner Flucht wartete er fünf Jahre auf die Bewilligung seines Asylantrags; bedrückend, so der ausgebildete Lehrer, sei auch das lange Arbeitsverbot gewesen. Mittlerweile haben er und seine Familie in Lippe eine Heimat gefunden und sind den Menschen in Lippe für ihre Freundschaft dankbar. Sein Appell an die Anwesenden: Sprechen Sie mit Flüchtlingen, nehmen Sie Kontakt auf.

 Armin Schauf machte klar: Erfolgreiche Integration brauche drei Dinge – Sprache, Schulbesuch und Arbeit. Damit umriss er auch schon wesentliche Aufgaben des Kommunalen Integrationszentrums, wo er insbesondere für die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Initiativen verantwortlich zeichnet. In seiner Analyse der Situation wurde Schauf deutlich: Es brauche eine gute Vernetzung zwischen Kreis und Kommunen. Integration sei keine Nothilfe, sondern eine auf Dauer angelegte Aufgabe.

 Thomas Frank betonte das hohe Engagement der Lemgoer Bevölkerkung – bereits 200 Personen haben sich als Ehrenamtliche registrieren lassen. Die Lemgoer Flüchtlingshilfe sei voll ausgelastet und habe mittlerweile Strukturen für eine kontinuierliche Flüchtlingsarbeit geschaffen. Statt einer ersten Willkommens- gehe es jetzt um eine langfristige integrative Anerkennungskultur. Besonders wichtig sei das Programm der individuellen Patenschaften für die Unterstützung von Flüchtlingen. Er wies abschließend auf den nächsten Info-Abend für Ehrenamtler am 30. November hin.

 Aus dem Publikum kam Zuspruch und Lob für diese Veranstaltung; darauf habe man lange gewartet. Das Publikum stellte aber auch Forderungen an Politik und Verwaltung: Es fehle ein „Bürger-Navigator“, es brauche eine Koordination der vielen Hilfsangebote und Anfragen. Die städtische Internet-Seite müsse dringend modernisiert werden und eine Übersicht über die laufende Flüchtlingsarbeit in Lemgo ermöglichen. Direkte Gespräche mit Flüchtlingen und Auseinandersetzung mit Fluchtgeschichten wurden ebenso angemahnt wie der Umgang mit aufkeimender Fremdenfeindlichkeit bis in die Mitte der Gesellschaft. Schließlich wurde eine Fortsetzung der Diskussion mit Workshop-Charakter gefordert: Eine Aufforderung, der der grüne Fraktionsvorsitzende Dr. Burkhard Pohl im Namen aller Veranstalter nachzukommen versprach.

Artikel kommentieren

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.