Frauen stehen ihre Frau

Bildschirmfoto der Moderator:in und Gästinnen der Videokonferenz der Lemgoer Gleichstellungskommission zum Weltfrauentag 2021
Obere Reihe: Katharina Kleine Vennekate und Marius Kremming moderierten die Videokonferenz. Rechts Gundula Hörmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lemgo. Gäst:innen: Petya Bozhkova, Stefanie Nowak-Thormälen, Anja Limberg, Susanne Huppke und Walburga Erichsmeier

gerade auch in diesen schwierigen und herausfordernden Zeiten

Frauen stehen ihre Frau: Zum Internationalen Frauentag hatte die Gleichstellungskommission der Stadt Lemgo erstmalig zu einer Videokonferenz eingeladen. Seit 100 Jahren wird dieser Internationalen Frauentag begangen um Frauenrechte, Gleichberechtigung und die Beseitigungen von Benachteiligungen zu erstreiten. Die Videokonferenz wurde gemeinsam von Dr. Katharina Kleine Vennekate, Marius Kremming und Gundula Homann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lemgo, vorbereitet und durchgeführt.
Dr. Katharina Kleine Vennekate, Vorsitzende der Gleichstellungskommission, begrüßte die fast 40 Teilnehmende der Videokonferenz und stellte heraus, dass die Herausforderungen für Frauen von heute sich von denen vor 100 Jahren zwar unterscheiden aber trotzdem der Einsatz für mehr Gleichberechtigung und gleiche Verteilung der Lasten geblieben ist. Frauen haben immer wieder bewiesen, dass sie ihre Frau stehen, sich den Herausforderungen stellen und sie meistern – so Kleine Vennekate.

Als Referentinnen waren Frauen eingeladen, die verschiedene Arbeits- und Lebensbereiche von Frauen vertreten. So berichtete Susanne Huppke, eindrücklich von der besonders belastenden Situation der Lehrerinnen in der Grundschule und den Erzieherinnen in den Kitas.

Je kleiner die Kinder umso mehr Frauen sind in diesem Beruf tätig, um so geringer ist leider auch die Bezahlung. Nach wie vor werden z.B. Lehrkräfte an Schulformen mit sehr hohem Frauenanteil schlechter bezahlt und Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit. Das alles führt zu dem allseits bekannten Gender Pay Gap, d.h. Frauen verdienen im Durchschnitt weniger Geld als Männer.

Susanne Huppke, Vorsitzende Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Lippe

Walburga Erichsmeier vertrat als Stellvertretende Bezirksgeschäftsführerin von ver.di den pflegerischen Bereich. Sie konnte ihrer Vorrednerin nur zustimmen. Typische Frauenberufe sind zwar systemrelevant, werden aber im Vergleich mit dem Anforderungs- und Ausbildungsniveau schlechter bezahlt als vergleichbare „Männerberufe“.

Es sind Berufe aus dem Bereich der typischen Carearbeit. Carearbeit in Pandemiezeiten bedeutet ein höheres Ansteckungsniveau, weil die Distanz zu den Menschen und damit zu einer Corona-Erkrankung gar nicht so möglich ist. Das hat dazu geführt, dass Beschäftigte in diesem Bereich häufiger an Corona erkranken als andere Berufsgruppen. Dazu kommt der ungeheure psychische Druck und die Belastung,

Walburga Erichsmeier, stellvertretende Bezirksgeschäftsführerin Gewerkschaft ver.di

Hinzu kommt die Teilzeittätigkeit von vielen Frauen, die aber zu Pandemiezeiten häufig unbezahlte Überstunden machen, weil es einfach gar nicht anders geht, um alles zu schaffen. Frau Anja Limberg vom Wirteverein Lemgo/Dörentrup/Kalletal erzählte über die Situation von Frauen in der Gastronomie. 80 % der Minijobber in der Gastronomie sind Frauen. Die Schließung der Gastronomie bedeute für viele Frauen, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren.

„Frauen unter den Köchen sind nach wie vor in der deutlichen Minderheit. Dass ich als Frau ehrenamtliche Vorsitzende des Wirtevereins und des Köcheklubs in Lippe bin, ist eher eine Ausnahme.

Anja Limberg, Wirteverein Lemgo/Dörentrup/Kalletal

Frauen übernähmen im Gastrobereich seltener Führungspositionen, da die Arbeit in Abendstunden und am Wochenende im Hotel- und Gaststättengewerbe sich nur schwer mit den Familienzeiten zusammenbringen lässt. Frauen sind häufiger in einer verwundbareren Lage, auch weil sie häufiger wirtschaftlich von Männern abhängig sind und/oder die alleinige Kindererziehung übernehmen. Das hat Folgen.

So berichteten Frau Petya Bozhkova-Velikov von der Beratungstelle Theodora in Herford und Frau Nowak-Thormählen, Leiterin vom Frauenhaus des Kreises Lippe, von den sehr bedrohlichen Situationen von Frauen, die in ihren Einrichtungen um Hilfe bitten. Die Pandemie hat die Situation von diesen Frauen verschärft.

Das Problem in Coronazeiten ist, dass diese Frauen weniger Möglichkeiten haben, sich Hilfe zu holen, weil sie nicht unbemerkt während der Begleitung ihrer Kinder zur Schule oder Kita die Hilfeeinrichtungen ansprechen können. Es ist von einem Anstieg von Gewalt in den Familien auszugehen.

Stefanie Nowak-Thormählen, Leiterin Frauenhaus Kreis Lippe

Besonders dramatisch ist auch die Situation von Prostituierten in dieser Pandemie. Sie könnten aufgrund des Infektionsrisiko nicht arbeiten. Staatliche Überbrückungshilfen und Kurzarbeit gäbe es wenn überhaupt nur spärlich.

Besonders für Migrantinnen [im Prostitutionsgewerbe] ist die jetzige Lage sehr schwierig, weil sie wenig geschützt sind. Deshalb haben wir uns entschieden zu ihnen raus zu fahren um ihnen Hilfe anzubieten.

Petya Bozhkova-Velikov, Beratungsstelle Theodora, Herford

Von den Teilnehmenden wurde interessiert nachgefragt und mitdiskutiert. Die Moderation der Fragen übernahm Marius Kremming, stellvertretender Vorsitzender der Gleichstellungskommission. Am Schluss bedankte sich Gundula Homann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lemgo, bei den Referentinnen und Teilnehmenden. Es sei eine gelungene Veranstaltung gewesen.

Wir werden die hier benannten Probleme und Punkte auch in der Lemgoer Politik im Blick behalten.

Katharina Kleine-Vennekate (Bündnis 90/Die Grünen) und Marius Kremming (SPD), Vorsitzende und stellvertretender Vorsitzender der Gleichstellungskommission

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