Das traditionelle Grüne Frauenfrühstück war auch in diesem Jahr ein voller Erfolg.
Fast 60 Frauen kamen im Restaurant Ostertor in Lemgo zusammen, um sich über das Thema Frauen.Macht.Politik auszutauschen.
Die Veranstaltung, organisiert vom Orts- und Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen, zog nicht nur Parteimitglieder an.
Auch viele andere politisch interessierte Frauen aus Lemgo und der Region Lippe nutzten die Gelegenheit zum Dialog.
Ein zentrales Anliegen der Frauen war die Sorge, dass Frauenrechte und Gleichberechtigung angesichts des gesellschaftlichen Rechtsrucks unter Druck geraten.
Zurzeit fühlt es sich an, als wenn das Patriarchat zurückschlägt, das Rad zurückgedreht wird. Wir müssen um das Erreichte neu kämpfen, damit es uns erhalten bleibt. Wir werden mit aller Kraft dagegenhalten.
Claudia Stolz, Mitorganisatorin
Dr. Katharina Kleine Vennekate, die durch das Programm führte, ergänzte:
Frauenrechte sind kein „Nice to have“, sondern eine Selbstverständlichkeit und Grundbedingung für eine Demokratie. Wir fordern nicht nur die Hälfte des Kuchens, sondern die Hälfte der Bäckerei. D.h. wir fordern unser Recht ein an den Schalthebeln der Macht mitzubestimmen. Frauen haben bereits Macht in der Politik.
Katharina Kleine Vennekate, Moderatorin der Veranstaltung
Wie Frauen in der Politik erfolgreich Akzente setzen, wurde eindrucksvoll durch die beiden eingeladenen Landtagsabgeordneten der Grünen-Fraktion verdeutlicht.
Dorothea Deppermann, Sprecherin für Demokratie und Verfassungsschutz, gab in ihrem Vortrag tiefgehende Einblicke in die Bedrohung durch den Rechtsextremismus.
Die Ideologie des Rechtsextremismus steht konträr zum Feminismus, gleichzeitig sind auch in der rechten Szene viele Frauen aktiv. Es muss uns klar sein, dass Rechtsextremismus nicht immer in Springerstiefel und Bomberjacke daherkommt, sondern auch mit High Heels und Backrezepten. Deshalb ist der Einsatz gegen Rechtsextremismus auch immer ein Einsatz für die Rechte von Frauen oder auch queeren Menschen.
Dorothea Deppermann, Grüne Landtagsabgeordnete, Sprecherin für Demokratie und Verfassungsschutz
Julia Eisentraut, Sprecherin für Digitalisierung, Wissenschaft und Weiterbildung in der grünen Landtagsfraktion, griff diese Punkte auf und warnte mit Blick auf Amerika davor, wie schnell in einer deutlich konservativeren Gesellschaft die Rechte von Frauen, queeren Menschen und Minderheiten kein selbstverständlicher Bestandteil von Demokratie mehr seien. Deswegen sei es gerade für Frauen so wichtig, sich zu vernetzen.
Bei Anlässen wie heute können wir die Energie tanken, um in der Gesellschaft, in Vereinen, Familien und Freundeskreisen für Demokratie und Gleichberechtigung einzustehen.
Julia Eisentraut, lippische Grüne MDL
Das gemeinsame Wirken trete auch der Vereinsamung entgegen, ein gesellschaftliches Problem dieser Zeit, das die populistischen Kräfte und Parteien stärke. Eisentrauts Forderung:
Fühlt euch als Frauen sicher und richtig, bleibt stark, bildet Banden!
Julia Eisentraut
Doch was bedeutet Frauenpolitik konkret vor Ort, etwa in Lemgo? Elizabeth Junghärtchen, Vorsitzende des Grünen Ortsverbandes, rief mit Blick auf die anstehenden Kommunalwahlen dazu auf, sich aktiv in der Stadtpolitik zu engagieren:
Nur wer sich einbringt, kann etwas verändern und ihrer Stimme Gehör verschaffen. Frauen denken oft, sie müssten alles hundertprozentig machen. Doch es reicht, wenn frau einfach anfängt. Fünfzig Prozent sind auch schon viel.
Elizabeth Junghärtchen, Sprecherin des Ortsverband Lemgo
Junghärtchen plädierte für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Politik in den entscheidenden Ämtern.
Auch Dr. Burkhard Pohl, Grüner Bürgermeisterkandidat für Lemgo und einziger Mann in der Runde, unterstrich die Bedeutung von Frauenpolitik für die demokratische Kultur der Stadt.
Wir sehen weltweit: Errungenschaften in der Gleichberechtigung sind nicht garantiert. Sie müssen verteidigt werden, mit Mut und starken Bündnissen. Dafür braucht es mehr Frauen in der Politik – auch in Lemgo.
Dr. Burkhard Pohl, Grüner Bürgermeisterkandidat
Pohl verwies auf einige grüne Erfolge, zum Beispiel die Einrichtung einer Gleichstellungsbeauftragung bei den Stadtwerken Lemgo.
Ebenso betonte die Kreissprecherin Wiebke Kopsieker, wie wichtig weibliches Engagement auch auf Kreisebene sei.
Seid mutig, engagiert euch und bleibt beharrlich auch wenn es mal schwierig wird.
Wiebke Kopsieker, Sprecherin Bündnis 90/Die Grünen Lippe
Denn ein gleichberechtigter Platz am Tisch für Frauen ist auch in der Kommunalpolitik noch lange nicht erreicht.
Das sieht man unter anderem an der Frauenquote im aktuellen Kreistag von nicht einmal 40 %. Zusätzlich gerät durch den aktuellen Rechtsruck das bisher erreichte wieder in Gefahr, dagegen kämpfen wir an.
Beim anschließenden Frühstück wurde die Gelegenheit intensiv genutzt, um sich zu vernetzen und zu diskutieren. Ein besonderes Highlight war die musikalische Begleitung der Veranstaltung durch Anna Ikramova. Sie begeisterte die Anwesenden, als spontan alle Frauen gemeinsam „Gabriellas Song“ aus dem Film Wie im Himmel anstimmten – ein Lied über die Kraft und Selbstbestimmung von Frauen.
Das Grüne Frauenfrühstück 2025 hat eindrucksvoll gezeigt: Frauen machen Politik – ihre Stimmen sind unverzichtbar in einer Demokratie.
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