Förderprogramme müssen auch Baustoff-Recycling fördern!

Ersatz-Beitragsbild wegen Revidierung der Nutzungsberechtigung

Bepflasterung der Lemgoer Innenstadt: Wir sprechen uns für nachhaltigere Lösungen und Baustoff-Recycling aus.

Baustoff-Recycling wäre sinnvoller: Der Stadtentwicklungsausschuss beschloss am 29.03.2022 eine Neupflasterung der Tweten zur Mittelstraße mit Betonsteinen. Wir kritisieren diese Entscheidung als nicht nachhaltig und fordern eine Neubewertung künftiger Investitionen nach der Klimabilanz.

Dabei ist die Kennzahl des CO2-Fußabdrucks ein wichtiges Bewertungskriterium.

Die Tweten zur Mittelstraße sollen im Zuge von Kanalsanierungsarbeiten wieder gepflastert werden. Im letzten Stadtentwicklungsausschuss standen hierzu mehrere Pflastervarianten zur Auswahl – neben neu zu beschaffenden Natur- und Betonsteinen auch die Wiederverwendung des vorhandenen Klinkersteins. Aufgrund fehlender Fördermittel fiel diese Variante in der Abstimmung aber zugunsten des Betonsteins durch. Aus Sicht der GRÜNEN-Fraktion wurde damit die am wenigsten nachhaltige Lösung beschlossen.

Die Pflasterwahl beruht auf einer aberwitzigen Förderpolitik. Dies verhindert nachhaltige Stadtentwicklung. Mit Blick auf nachhaltiges Bauen, ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft und den Klimawandel müssten städtische Investitionen neu bewertet werden: In die Kostenrechnung gehören klimarelevante Faktoren wie wiederverwendbare Materialien, Herstellung und Transportwege. Stattdessen wird gewohnheitsmäßig ,neu‘ gekauft und nicht wiederverwendet, der CO2-Abdruck ist unverhältnismäßig groß.

Martina Klein, Grünes Mitglied des Stadtentwicklungsausschusses

Dies ist nach unserer Meinung ein Sparen an falscher Stelle. Im Vergleich hat z.B. das Natursteinpflaster einen CO2-Fußabdruck (Globales Erwärmungspotential GWP) von ca. 29,5 kg CO2-Emissionen je m² Fläche. Der Betonstein liegt mit ca. 139 kg bei fast dem Fünffachen. Dies entspricht für die gesamte Baumaßnahmen der Tweten einer zusätzlichen Belastung von fast 150 Tonnen CO2.

Wir fordern deshalb ein Umdenken bei der staatlichen Förderung.

Auch der Städtebau muss seine Maßnahmen an den Schutz von Klima und Ressourcen anpassen. Es wird Zeit, dass öffentliche Fördergeber stärker auf Erhalt und Wiederverwendung setzen als auf den Verbrauch von immer neuen Ressourcen.

Dr. Burkhard Pohl, Fraktionsvorsitzender

Auf unseren Antrag wurde immerhin beschlossen, die Klinkersteine aufzunehmen und zwischenzulagern, um sie an anderer Stelle erneut zu verbauen. Positiv ist auch, dass die Stadtverwaltung nun mit dem kreisweiten Projekt ReBuild OWL zum zirkulären Bauen in Kontakt treten wolle.

Hintergrund:
Die Tweten zur Mittelstraße sollen im Zuge von Kanalsanierungsarbeiten wieder gepflastert werden. Im letzten Stadtentwicklungsausschuss standen hierzu 5 Pflastervarianten zur Auswahl. Dabei gab es auch als Variante 3 die Möglichkeit, die vorhandenen Klinkersteine mit einem begrenzten Zukauf von Porphyr-Traufensteinen zu wählen. Auf Nachfrage bestätigte die Bauverwaltung Lemgo, dass die vorhanden Klinkerpflastersteine hinsichtlich ihrer Wiederverwendbarkeit in Qualität und Güte sowie Lebensdauer nach wie vor gut geeignet wären. Sicher müsste man die Steine aufnehmen, entsanden und reinigen, könnte diese dann aber in Ergänzung der Randstreifensteine langlebig wieder verlegen. Neben den Klinkersteinen standen vier weitere, neu zu beschaffende Pflastersteine zur Auswahl – je zwei Varianten aus Naturstein und Beton.
Die Bauverwaltung hatte in einer Tabelle die Kosten und möglichen Fördermittel aller Varianten aufgelistet. Im Vergleich fiel auf, dass ausschließlich für die wiederverwendbaren Klinkersteine keine Fördermittel zu bekommen seien. Damit waren die Klinkersteine trotz geringer Gesamtkosten letztlich die teuerste Variante für die Stadt. Am Ende fiel per Mehrheit die Wahl auf den Betonstein, der kurzfristig der preiswerteste ist, aber im Vergleich zu Ziegel und Naturstein eine geringere Haltbarkeit, Farbbeständigkeit und Wiederverwertbarkeit aufweist.

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