Faktor 2 für Sonnenstrom: Lemgo nimmt am wattbewerb.de teil

Beitragsbild: Lemgo nimmt am wattbewerb.de teil

Fridays For Future Lemgo hat angeregt, dass die Stadt am Wattbewerb teilnehmen soll. Wir haben den Bürger:innen-Antrag gern unterstützt.
Und der Antrag war von Erfolg gekrönt: Die Alte Hansestadt Lemgo nimmt am wattbewerb.de teil.

Es gilt nun, im Wettbewerbszeitraum möglichst viel Photovoltaik-Leistung in Betrieb zu nehmen. Ob auf Industriegebäuden, Wohnhäusern, Freiflächen, an der Wand oder am Balkon: jedes Kilowatt zählt. Es gewinnt die Kommune, die bei Wettbewerbsende die meisten kW pro Kopf dazu gebaut hat. Wann ist der Wettbewerb zuende? Sobald die erste Großstadt (mehr als 100.000 Einwohner) ihre Leistung verdoppelt hat.

Wir freuen uns gleich vierfach:

GRÜN IST Klimaschutz, der sich für alle lohnt. 3 Generationen beim Bäumegießen

1 Der Wattbewerb ist ein zusätzlicher Anreiz für alle Bürger:innen, selbst erneuerbaren Strom zu erzeugen. Das funktioniert längst nicht mehr nur auf nach Süden ausgerichteten Dächern. Inzwischen leisten Sonnenstrom-Module gute Arbeit auch auf Ost- und Westdächern und an Hauswänden. Sogar mit Fensterscheiben kann heute schon Strom erzeugt werden. Photovoltaik ist heute viel günstiger als noch vor zehn Jahren.

GRÜN IST Rückenwind für die Energiewende.

2 Der Antrag spricht unserem Wahlprogramm aus der Seele.

3 Wir benötigen jede Kilowattstunde regenerativen Stroms, um die Ziele des Klimaabkommens von Paris zu erreichen – je eher, desto besser.
Im Pariser Abkommen heißt es: Die Staaten setzen sich das globale Ziel, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf „deutlich unter“ zwei Grad Celsius zu begrenzen mit Anstrengungen für eine Beschränkung auf 1,5 Grad Celsius.
Aus gutem Grund: Bei einer Erderhitzung auf über 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter werden höchstwahrscheinlich Klima-Kipppunkte erreicht. Dann können diese (z. B. ein Versiegen des Golfstroms) nicht mehr aufgehalten werden. Die dadurch entstehenden Klimaveränderungen würden zu extremen Naturkatastrophen (Dürre, Überschwemmungen, Wirbelstürme usw.) führen.
Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat errechnet, dass die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels noch möglich ist. Führende Klimaforscher haben diese Studie bestätigt.
Deutschland muss dazu jedoch die Klimaneutralität bis 2035 erreichen. In Großstädten ist das schwerer zu erreichen als in ländlichen Gebieten. Daher müssen ländliche Gebiete deutlich vor 2035 die Netto-Null schreiben, um das Defizit der Großstädte auszugleichen.
Lemgo hat zwar schon eine günstigere Klimabilanz als viele andere Städte in Deutschland. Wir dürfen uns aber nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen.

4 Erneuerbare Energie ist günstig. Und Photovoltaik ist eine der günstigsten Möglichkeiten, Strom zu erzeugen. Inzwischen kann Sonnenstrom zu weit niedrigeren Kosten erzeugt werden, als es mit Atom, Kohle und anderen fossilen Energieträgern möglich ist. Das kann uns wirtschaftliche Vorteile bringen. Mehr und mehr ist klimaneutrale Energieversorgung ein Standortfaktor und eine echte Werbeaussage für die Wirtschaft.

Liebe Menschen von Fridays For Future (und das ist nicht nur die Jugend): Macht weiter so, eure Mühen tragen Früchte!

Hier der vollständige Antragstext:

Anregung nach §24 Gemeindeordnung Nordrhein-Westfalen 

Teilnahme an der „StädteChallenge Faktor 2“ als Beitrag zum Klimaschutz 

Der Rat der Stadt Lemgo möge beschließen:  

Um die Einhaltung der Pariser Klimaziele sicherzustellen, wird die Alte Hansestadt Lemgo an der bundesweiten „StädteChallenge 2021 – Welche Stadt verdoppelt ihre installierte PV-Leistung als Erste?“ (https://faktor2.solar/staedte-challenge/, Start am 21.02.2021) teilnehmen. Die Verwaltung wird angewiesen, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen und die Steuerung der Teilnahme in der Kommune zu übernehmen. 

Um die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen als Erfolg der Teilnahme darzustellen, wird die Verwaltung angewiesen: 

  1. Die Treibhausgas-Emissionen der Kommune sind in einem jährlichen Monitoring-Bericht an den Rat zusammenzustellen. 
  1. Der Bericht weist mindestens sowohl Emissionen von CO2 als auch von CO2-äquivalenten1 und optional weitere Details analog zu §42 Absatz 1 EnWG2 aus. 
  1. Der Bericht wird barrierefrei allen Bürgerinnen und Bürgern zum 1. Quartal eines jeden Jahres bezugnehmend auf das vergangene Jahr zur Verfügung gestellt. 

Begründung 

Ein weiteres Verzögern von wirksamen Maßnahmen gegen die Klimakrise ist nicht akzeptabel. Weltweit steigen die Temperaturen auf Rekordhöhe. 

In einem dramatischen Appell auf dem virtuellen UN-Klimagipfel hat der UN-Generalsekretär António Guterres die Staats- und Regierungschefs der Welt aufgefordert, in ihren Ländern den „Klima-Notstand“ auszurufen und die Treibhausgasemissionen radikal zu senken. Wörtlich forderte er: 

„Every country, city, financial institution and company needs to adopt plans to reach net zero emissions by 2050 — and start executing them now, including by providing clear short-term targets.“ 

„Jedes Land, jede Stadt, jede Finanzinstitution und jedes Unternehmen muss Pläne verabschieden, damit die Emissionen bis 2050 netto bei null liegen.“3 

Fünf Jahre sind vergangen, seit in Paris nahezu alle Staaten der Welt vereinbarten, die globale Erwärmung möglichst auf deutlich unter zwei Grad Celsius, idealerweise auf 1,5 Grad zu begrenzen4. Als Beitrag zum Erreichen dieses Klimaziels und der globalen Klimagerechtigkeit muss auch die Alte Hansestadt Lemgo ihren Anteil leisten und die Treibhausgasemission so rasch wie möglich reduzieren. 

Fünf Jahre sind seit der Unterzeichnung des Pariser Abkommens vergangen und die Welt steuert auf einen Klimapfad zu, der Richtung 3 ° C Temperaturerhöhung weist5. Um diese Entwicklung zu stoppen ist Deutschland herausgefordert, den Anteil an erneuerbaren Energien bei der Energieversorgung rasch mit hohen Zuwachsraten zu steigern. 

Um dem stagnierenden Ausbau von erneuerbaren Energien einen Impuls Richtung Ausbaubeschleunigung zu geben, hat Fossil Free Karlsruhe gemeinsam mit Parents 4 Future Germany und Fridays for Future den Städtewettbewerb „Faktor2“ ins Leben gerufen.6 

Das Hauptziel des „Faktor2“-Städtewettbewerbs ist es, die Energiewende durch den Ausbau von Photovoltaik in den Städten stark zu beschleunigen und damit einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Der Wettbewerb soll dazu anregen, lokal neue Programme für den dezentralen Ausbau der Photovoltaik zu entwickeln oder bestehende Programme weiterzuentwickeln. Diese breite Offensive soll die Bürger:innen aktivieren und die Energiewende für immer mehr Menschen zu einem verstehbaren und alltäglichen Vorgang machen. 

Klimaschutz und Energiewende können nur gelingen, wenn die Bürger:innen diese Herausforderung als Zukunftsprojekt für die kommunale Gesellschaft annehmen. Dazu ist es dringend erforderlich, in einem transparenten Prozess die Resultate des „Faktor2“-Städtewettbewerbs und weiterer Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen barrierefrei zu dokumentieren. Nur wenn bei den kommunalen Treibhausgasemissionen Fortschritte erkennbar sind und Rückschläge offen eingestanden werden, können Planungssicherheit und Motivation für Verwaltungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gewährleistet werden. 

Durch ein durchgängiges Monitoring werden Einsparungsziele und Zielerreichungen überprüf- und nachjustierbar, um die Klimaziele schnell und nachhaltig zu erreichen. Die Ausweisung der Treibhausgas-Emissionen sowohl in CO2 als auch in CO2-Äquivalenten ist zum einen erforderlich, um eine Vergleichbarkeit unterschiedlicher Statistiken aus verschieden Zeiträumen sicherzustellen. Zum anderen lassen sich dadurch zielgenauer Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen einleiten. 

Auf diese Art und Weise gemeinsam implementiert, greifen der Faktor2“-Städtewettbewerb und das kommunale Treibhausgas-Monitoring ineinander, um den Kampf gegen die Klimakrise effizient auf kommunaler Ebene auszugestalten. 

Je zögerlicher Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen umgesetzt werden, desto gravierender werden die Auswirkungen für Gesundheit, Umwelt, Biodiversität und Klima und dadurch umso höher die Folgekosten für Kommunen und deren Bürger:innen. Der Faktor2“-Städtewettbewerb sowie das Monitoring von Treibhausgas-Emissionen werden einen Beitrag dazu leisten, dass durch gemeinsames, mutiges Handeln von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft die Pariser Klimaziele erreicht werden. 

Eingereicht von: 

Fridays For Future Lemgo

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