„Energiewende heißt lokale Werte schöpfen“. Brems und Joswig informieren über Klimaschutzplanungen

Plakat Klimaschutz ohne Grenzen

Das Café Vielfalt war gut gefüllt bei den Vorträgen der beiden Klimaexperten. Thema: Wege zu mehr Klimaschutz in NRW und in Lemgo. Zum Aha-Erlebnis kam es, als über den Kreis Steinfurt berichtet wurde. Dieser will energieautark werden. Die Begründung klingt lippisch: Die politisch Verantwortlichen im Kreis wollen, dass die Milliarden Euro Ausgaben für Energie dem Kreis Steinfurt erhalten bleiben, anstatt in fremde Hände zu gehen.

Mit Witz und Wissen erläuterte Wibke Brems, energiepolitische Sprecherin der Grünen im Landtag NRW, den Klimaschutzplan des Landes Nordrhein-Westfalen. Damit will das Land seinen Beitrag zum weltweiten CO2-Einsparziel erfüllen. Es gelte 25 % der CO2-Emissionen schon bis 2020 einzusparen und ehrgeizige 80 % bis 2050.

Wer Eisbären retten will, muss jetzt handeln.

Wibke Brems

Mehr Klimaschutz gebe es nur durch mehr Effizienz und konsequenten Umbau auf Strom und Wärme aus Erneuerbaren Energien. Brems, selbst Ingenieurin, nannte die Wege, um ausreichend Strom aus Erneuerbaren Energien bereitzustellen: Smarte Systeme, Netzausbau gegen Engpässe, Speichertechnologien für die letzte Phase.

Spannend war auch, was vor Ort geplant ist. Für die Lemgoer Arbeitsgruppe Klimaschutz stellte Rainer Joswig Projekte und Ziele dar. Das Lemgoer CO2-Einsparziel hat zwei Säulen: Effizienz und Erneuerbaren Energien. Neben dem Projekt „Energiesparen an Schulen“ informierte Joswig über das Gebäudesanierungsprojekt in der Luherheide, über die Kampagne „Ökoprofit“ zur Effizienzsteigerung in Unternehmen und über den Ausbau der Fernwärme.

Der Windenergie kommt für beide Referenten eine Schlüsselrolle zu. Wibke Brems erläuterte die großen Chancen zur kommunalen Wertschöpfung durch Windkraftanlagen aus lokaler Produktion und im lokalen Betrieb. Hinzu kämen die vermiedenen Importkosten für Brennstoffe und der Vorteil, sich aus der politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit zu befreien, siehe Steinfurt.

Joswig verwies auf die hohen Potenziale der Windenergie, um Lemgos Strombedarf eines Tages komplett abzudecken. Hier habe Lemgo gegenüber dem Bundesschnitt einen Nachholbedarf, zumal auch die Kraft-Wärme-Kopplung auf Erneuerbare Energien zurückgreifen müsse. Auch die Solarenergie habe Ausbaupotenzial in Lemgo, dieses könne allein aber bei weitem nicht den Strombedarf Lemgos decken. Gas als fossiler Brennstoff sei wegen seiner CO2-Emissionen hingegen kein langfristig nutzbarer KWK-Träger.

Brems stellte anschaulich dar, dass Fracking keine Lösung für Energieprobleme ist. Von den Gasimporten Deutschlands im Umfang von 85% könnte nur ein winziger Bruchteil durch Fracking ersetzt werden; ganz abgesehen von den hohen Umweltgefahren dieser Technologie. Deshalb sei es grundfalsch, wenn etwa EU-Kommissar Oettinger das Fracking durchsetzen wolle.

Die Erneuerbaren Energien bieten die einzige Option zur energetischen Unabhängigkeit.

Für die Lemgoer Grünen erläuterte Fraktionsvorsitzender Dr. Burkhard Pohl die Wahlschwerpunkte im Bereich Energie und Klimaschutz. Neben dem Ausbau der Energieberatung und des Fernwärmenetzes unterstützen die Grünen das Verfahren zur Ausweisung neuer Windkraftflächen in Lemgo. Langfristiges Ziel seien 100 % Stromerzeugung aus Erneuerbaren. Auch im Straßenverkehr setzen die Grünen auf mehr umweltfreundliche Verkehrsmittel und neue Projekte wie Carsharing und E-Mobilität.

In der angeregten Diskussion wurde eines deutlich: Das Lemgoer Klimaschutzkonzept überzeugt, es bedarf aber der engagierten Öffentlichkeitsarbeit und einer aufgeschlossenen Bürgerschaft, damit es weiter ein Erfolg bleibt. Brems betonte, wie wichtig es sei, Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung zu leisten. Es sei verantwortungslos, so die Anwesenden, wenn Politik die Erneuerbaren verhindern wolle, um damit die Folgekosten des CO2-Ausstoßes leichtfertig in Kauf zu nehmen.

Herunterladen: Ein Land unter Strom

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