Ein neues, zukunftsorientiertes Friedhofskonzept für Lemgo

Beitragsbild: Stelengräber, Text: Antrag für Umweltausschuss - zukunftsorientertes Friedhofskonzept

Wir stellen zum Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz einen Antrag auf ein neues, zukunftsorientiertes Friedhofskonzept:

Die Verwaltung der Alten Hansestadt Lemgo erarbeitet ein neues Friedhofskonzept für Lemgo, insbesondere für die Rintelner Straße, und stellt dar, wie Friedhofsflächen und Bestattungsformen ökologisch sinnvoll errichtet und gestaltet sowie nachhaltig betrieben werden können. Besondere Beachtung sollen dabei zukunftsorientierte Anforderungen und Bedeutungen von Biodiversität finden und diesen entsprochen werden.

  1. Es sollen anstelle von Kolumbarien auch andere mögliche Bestattungsformen wie Urnenhain, Stelen oder Urnenrasengräber bzw. thematische Grabstätten (Rosen, Findlingsgarten, Blühwiesen, o.ä.) konzeptionell weiterentwickelt und entsprechend beworben werden.
    Dabei sind auch Liegezeiten in Kolumbarien deutlich zu kürzen (aktuell 40 Jahre) – mit Option einer Verlängerung.
    Die Kosten für Bestattung und weitere Grabpflege sind zu ermitteln. Dabei sind Wünsche der Nutzer und Angehörigen in den Abgleich zur städtischen Kommunalfinanzierung darzustellen – ggf. sind Kosten als Stufenplan (höherer Leistungsumfang = höhere Kosten) anzupassen und angemessen zu bewerben.
    Bis dahin sind keine weiteren Kolumbariengräber auf dem Friedhof Rintelner Straße zu errichten und eine fortschreitende Flächenversiegelung ist zu verhindern.
  2. Zudem sollen Möglichkeiten einer verkehrstechnisch günstigen Anbindung an den Friedhof „Lüningheide“ neu betrachtet und entwickelt werden.

Begründung:

Kolumbarien-Anlage auf dem Friedhof an der Lemgoer Straße mit versiegeltem Weg und versiegelter Stehfläche

Seit 2005 werden besonders auf dem städtischen Friedhof an der Rintelner Straße zunehmend Kolumbarien als Bestattungsform errichtet.
Kolumbarien sind aus Beton errichtete Urnengrabkammern (hier: 3 x 4 = 12 Urnenfächer für bis zu zwei Urnen) auf einem tiefgegründeten Stahlbeton-Fundament. Die Liegezeit beträgt derzeit mindestens 40 Jahre – bei einer von (20 bis) 30 Jahren einzuhaltenden Totenruhe (richtet sich nach der Bodenbeschaffenheit hinsichtlich der Verwesungsdauer). Weil eine Doppelbestattung der Urne je Fach möglich ist, kann sich nach späterer, zweiter Beisetzung z.B. durch den Ehepartner, die Liegezeit und damit die Belegung je Urnenfach nochmals um den gleichen Zeitraum verlängern.

Kolumbarienanlage auf dem Friedhof Rintelner Straße

Aktuell sind drei Kolumbarienanlagen (3 x 96 = 288 Urnengrabkammern) auf dem Friedhof Rintelner Straße errichtet, davon sind aktuell ca. 216 als einzelnes oder doppeltes Urnenfach belegt. Jährlich werden derzeit zirka 40 bis 50 Urnenfächer belegt. Die derzeitige Bauplanung sieht noch weitere Urnengrabkammern vor. Dann sollen doppelt so viel wie jetzt insgesamt sechs Kolumbarienanlagen (6 x 96 =) mit 576 Urnengrabkammern verfügbar sein.

Je nach Nachfrage sowie Entwicklung der Sterbefälle (zukünftig folgen mehr geburtenstarke Jahrgänge) wird bei einer Liegezeit (Nutzungszeit) in Kolumbarien von 40 Jahren ein weiteren Zu- und Ausbauten dieser erforderlich sein.

Nach der 40 jährigen Ruhezeit in Kolumbarien werden die „unverwesten“ Bestattungskapseln wieder entnommen und mit anderen Bestattungskapsel zusammen in einem anonymen Urnenfeld endgültig beigesetzt.

Die Erwerbs- und Pflegekosten eines Kolumbarienplatzes sind mit aktuell 2156 € auf 40 Jahr ausgelegt. Eine Verteuerung der Kolumbarien-Bestattungsplätze ist in der Zukunft nicht auszuschließen.

Landkarten-Ausschnitt Lage des Friedhofs Rintelner Straße in Lemgo

Geplant – aber noch nicht im Bau sind sechs weiter Kolumbarien -Anlagen – südlich der Wegeachse Helwingstrasse/Rintelner Straße entstehen).

Bei weiterem, symmetrischen Ausbau der Kolumbarien auf dem Rintelner Friedhof in südlicher Richtung müssten im nächsten Schritt neben drei hochgewachsenen Birken sowie langjährig gewachsenen Rhododendronbüsche auch zwei sehr alte, gesunde Bäume (Eiche, Platane, ca. 45 Stammdurchmesser) gefällt werden.

Eine Nachpflanzung würde den alten Baumbestand, die Beschattung, den Lebensraum von Tieren wie auch die Optik der derzeit parkähnlichen Friedhofsanlage auf lange Jahre zerstören. Außerdem würden die Flächen weiter langfristig versiegelt und müssten auch durch breitere Zuwegungen für Bewirtschaftung ausgebaut werden.

Baumsituation vor den Kolumbarien. Diese Bäume müssten für weitere Kolumbarien-Anlagen gefällt werden.

Hinzu kommt bei den Kolumbarien, dass sie neben der (Fundament-) Aufstellfläche rundherum durch Plattenumrandungen, Gehwegspflasterungen und auch Sitzbereiche vor den Kolumbarien umfangreiche, versiegelte Flächen für eine lange Zeit produzieren.

Die Fotos verdeutlichen den immensen Umfang der Versiegelung. Schon eine höhere Belegungsfrequenz durch verringerte Liegezeiten würde Erweiterungsbauten von Kolumbarien verhindern!

Insgesamt wird deutlich, dass viele dieser Kolumbarien als Grabstätten noch zu errichten wären, wenn diese Bestattungsform in der bisherigen Form so weiter angeboten werden sollte.

Im Sinne von nachhaltiger und naturnaher Bestattung sind Kolumbarien so nicht mehr zeitgemäß. Sie entsprechen allein durch die umfangreiche Flächenversiegelung und durch Verwendung des bei der Herstellung energieintensiven Baustoffes „Beton“ nicht dem Sinn und Ziel von zukunftsorientierter Biodiversität und Klimaschutz.

Bestattungsbeispiele: u.a. rechts:
Friedhof: Lemgo-Laubke, Blomberg-Höntrup

Weitere Beispiele – für Urnenbestattung
mit geringer Versiegelung und reduzierter Betonverwendung

Der Waldfriedhof „Lüningheide“ in Lemgo

Der Waldfriedhof „Lüningheide“ in Lemgo bietet bereits naturnahe Bestattungsformen in einem landschaftlich schönen und ruhigen, waldnahen Umfeld an, die grundsätzlich gut nachgefragt sind, dann aber aufgrund der ungünstigen Erreichbarkeit oftmals wieder verworfen werden.

Besonders ältere Angehörige können den Friedhof von der Stadt aus oder den umliegenden Stadtgebieten nicht mit öffentlichen Verkehrsmittel oder schwerlich zu Fuß erreichen.

Hier sollen Möglichkeiten einer verkehrstechnisch günstigen Anbindung an den Friedhof „Lüningheide“ betrachtet und wieder entwickelt werden. Früher führte eine regelmäßige Busverbindung bzw. ein Ruf-Sammeltaxi zum Waldfriedhof „Lüningheide“.

Johanna Schlotthauer

Martina Klein

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Ein Kommentar

  1. Ihr seid auf dem richtigen Weg. Zubkolumbarien sei nach gesagt, werde zu Erde, Staub zu Staub. Ist die christliche Lehre. Wenn nach 40 80 Jahren die kolumbarienbgeöffnet werden, die Urnen entnommen sind, kommen die sterblichennübrrreste auf eine streu Wiese. Der Geist, christliche glaubenstheorie, kommt nicht zur Ruhe, geht in eine Schein – zwischen Welt. Darum, kolumbarien, taubenhäuser,sehr modern, weil einfach zu pflegen, lehne ich als Christ ab.
    Manni