Rede von Burkhard Pohl im Stadtentwicklungsausschuss zum Tonkuhlenwald

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
sehr geehrte Damen und Herren,

wir blicken seit Monaten auf den Tonkuhlenwald.

Wir haben eine intensive Debatte, und das ist auch gut so. Denn es geht um etwas Wichtiges.

Wir Grünen sorgten im Februar mit unserem Antrag dafür, dass wir in Lemgo aufmerksam auf das Kleinod Tonkuhlenwald schauen. Es gab auch im Ausschuss einen Vor-Ort-Termin, es gab Online-Beratungen – vielen Dank dafür an die Verwaltung! Eine sperrige Materie wie ein Artenschutzgutachten wurde intensiver gelesen. Viele Menschen haben sich eingeschaltet. Dies zeigt uns: Die Bürger:innen wollen frühzeitig Bescheid wissen über Projekte, sie wollen Informationen über die Umsetzung. Wir finden, das muss auch künftig berücksichtigt werden.

Wir Grünen hatten im Februar beantragt, keine Wege im und am Wald entlangzuführen. Fast einstimmig hat die Politik am Ende den Steg durch den Wald abgelehnt. Das ist ein kleiner Erfolg. Die weitere Entscheidung über den Weg durch Wald und Teich wurde offen gelassen.

Umweltschutz First

Das ist auch heute unsere Position: Wir möchten die endgültige Planung offenhalten und keine Vorfestlegungen für eine Versiegelung treffen! Unsere Begründung haben Sie vorliegen, ich möchte dennoch ein paar Worte dazu sagen:

Wir möchten den ökologischen Wert dieser Fläche respektieren/nutzen und erweitern. Dies muss aus unserer Sicht im Vordergrund der Planung stehen.

Der Kammmolch ist eine streng geschützte Tierart (BNatSchG § 44), und die benötigt ein geschütztes Habitat. Eine erhebliche Störung der lokalen Population des Kammmolches kann durch einen befestigten Weg nicht ausgeschlossen werden. Deshalb lehnen wir den Ausbau des bislang unbefestigten Weges ab.

Der Wald und auch die Teiche benötigen aber auch eine ökologische Aufwertung, durch eine behutsame Pflege.
Ein solch geschütztes Areal steht dem gesamten Umfeld gut zu Gesicht. Es ist ein Mehrwert, den es zu erhalten gilt – ohne Eingriffe von außen.

Lemgo hat ein Klimaschutzkonzept.

Lemgo hat Nachhaltigkeitsziele unterschrieben.

Lemgo ist dem Bündnis für biologische Vielfalt beigetreten.

All dies verpflichtet uns auch die Aspekte der biologischen Vielfalt ernst zu nehmen Genauso wie die Gesetze, die bedrohte Arten schützen. Und darüber können wir nicht mal soeben hinweggehen. Der Artenschutz ist angemessen zu berücksichtigen. Deshalb keine Befestigung am Wald!

Gesamtkonzept statt Stückwerk

Für die Wegebeziehungen zur Stadt und auch auf dem Campus wollen wir Optionen, aber keine Vorfestlegungen. Es wären sogar andere Lösungen als Pflaster oder bisheriger Status denkbar.

Natürlich geht es nicht um die kürzeste Verbindung zur Stadt. Das ist mittlerweile von allen erkannt.

Insgesamt zeigt sich das Problem, dass das Westende des Campus ohne ausreichend verfügbare Flächen geplant werden musste. Die Planung heute ist im Grunde ein Provisorium: Vernünftig wären Wege im Westen der Teiche und östlich des Waldes. Beides ist aber noch privat. Wir Grünen meinen: Diese Flächen gehören mit in die Planung. Sonst kann man nicht ernsthaft von eine Ruhe- und Erholungszone sprechen. Deshalb ist der Vorschlag des BUND richtig: Umweltzone von Teichen und Wald, gut nutzbare Wege drumherum führen.

Im Gesamtkonzept mit westlicher Campuserweiterung könnte ein Naturlehrpfad das Potential für Freizeit und Aufenthaltsstruktur sowie Lernort für die Umweltbildung bieten. Es wären sogar andere Lösungen als Pflaster oder bisheriger Status denkbar. Eine Naturoase und ein Wegeband herum: Perspektivisch sollte dies in weiteren PlanungsüberleguDngen aufgenommen werden.

Campus-Dialog

Es geht auch am Campus um die Balance von Interessen von Mensch und Natur. Natürlich hängen nicht Wohl und Wehe des Campus von einem kleinen befestigten Wegstück ab.

Wir sehen auf dem Campus ein breites Wegenetz entstehen mit vielen Optionen. An und in den neuen Gebäuden selbst werden Bereiche hoher Aufenthaltsqualität entstehen. Mit der Abbindung der Campusallee wird mehr Raum für Fuß und Rad geschaffen. Das begrüßen wir ausdrücklich.

Zu einem Innovation Campus muss dann auch die ökologische Innovation gehören. Diesen Aspekt möchten wir mit unserem Antrag besonders stärken.

Zum Positionspapier von Campus-Anrainern ein paar Worte:

Ich begrüße ausdrücklich das Gesprächsangebot. Wir Grünen standen und stehen schon immer im Gespräch, auch in den letzten Wochen.

Denn ja, uns allen geht es um einen starken, einen wertvollen Innovation Campus. Daran haben wir uns all die Jahre beteiligt.

Zu den einzelnen Details will ich hier nicht Stellung nehmen. Ich habe dazu einige Gespräche in den letzten Tagen geführt.

Mir scheint, es geht nicht darum, dass, zugespitzt, Mitarbeiter*innen der Schulen am Lüttfeld in der Freistunde einen Smoothie am Tennisclub kaufen. Dafür wird es an der Neuen Mitte mit ihren Cafés und ihrer Campus-Wiese attraktive Angebote geben. Denn ja: die heutige Planung sieht ja eine Attraktivitätssteigerung vor. Dazu gehört auch die Abbindung der Campusallee, die wir ausdrücklich unterstützen.

Meine Damen und Herren, Herr Jasperneite, es geht den Unterzeichner*innen offenbar um gegenseitiges Ernstnehmen, um Dialog, um mehr Austausch über das gemeinsame Ziel eines Campus mit Ausstrahlung für Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, Quartier. Zu echter Innovation gehören auch die aktuellen Erkenntnisse im Klimaschutz, Naturschutz, in der Mobilität. Dazu gehören die Nachhaltigkeitsstrategie, die Biodiversitätsstrategien… Dafür wünsche ich mir ebenfalls viel Sensibilität.

Lassen Sie uns also einen transparenten Dialog über die Zukunft des Campus führen. Der Masterplan ist mehrere Jahre alt, hat Veränderungen erfahren. Das ist ein dynamischer Prozess und der verdient öffentliche Beteiligung..

Lassen Sie uns in diesem Sinne dieses Aushängeschild weiter entwickeln.

Abschluss – Unterschied zum Antrag der BfL

Die Verwaltung hat seit Februar die Planungen für den Bereich um den Tonkuhlenwald präzisiert. Gut so.

Meine Damen und Herren, ganz ehrlich: Wir Grünen könnten uns auch vorstellen, das Areal an den Tonkuhlen ganz so zu belassen.

Wenn für städtische Fahrzeuge kein Weg vom Hornschen Weg zum Damm erlaubt ist, dann braucht es dafür eine Lösung. Das ermöglicht unser Antrag. Wenn sich das aber ändern sollte, dann wäre ein extra Weg hinter dem Tennisgelände unnötig.

Über die Wege am Tennisclub laufen nach unserer Kenntnis die Verhandlungen. Darüber ist dann noch zu sprechen. Der Prozess ist ja im Fluss.

Aber ich wiederhole: Zwischen Teichen und Wald haben Natur- und Artenschutz Vorrang. Hier lehnen wir weitere stärkere Eingriffe ab.

Die Debatte wird weitergehen. Jetzt erfolgt die öffentliche Beteiligung.

Wir Grünen beteiligen uns wie bisher konstruktiv an der Entwicklung der Gebiete an Campus und Tonkuhlen.

Derzeit findet der Deutsche Naturschutztag des Bundesamtes für Naturschutz in Bonn statt.
Ein zentrales Thema dieser Veranstaltung ist die Biologische Vielfalt. Es wurde eindringlich darauf hingewiesen, dass das Thema Biologische Vielfalt endlich ernst genommen werden muss. Zeit des Handelns ist jetzt. Wir können uns eigentlich keine weiteren Verluste leisten, weder für Mensch noch für Natur. Dafür werden wir uns weiter einsetzen. Ein kleiner Beitrag dazu ist für uns der Schutz der Tonkuhlen.

Deshalb bitte ich um Ihre Zustimmung zu unserem Antrag.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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